Unter dem Namen Mühlhiasl sind Weissagungen, aus dem Bayerischen Wald kommend, bekannt. Sie werden in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts datiert. Bei wem es sich um diesen Mühlhiasl handelt, ist jedoch schon strittig. Manche sagen gar, er hätte gar nicht wirklich existiert und die Prophezeiungen wären erst später niedergeschrieben und dann rückdatiert worden.
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Lang oder Stormberger
Der Weg des Matthäus Lang, Sohn eines Müllers aus Apoig bei Straubing, soll ihn nach Rabenstein bei Zwiesel im Bayrischen Wald geführt haben. Dort sagt man, es sei aber der Stormberger Matthias gewesen, der als Hirte die Waldprophezeiungen gemacht hat. Nun ist heut nicht mehr schlüssig, welcher der beiden Männer der Mühlhiasl war oder ob es sich hierbei um eine sagengestaltete Symbiosefigur beider Herren handelt. Das „Mühl“ im Namen scheint als Zeichen auf den Müllerssohn zu deuten, und „Hiasl“ ist eine ortsspezifische Verniedlichung des Namen Matthias, womit ja beide Herren gemeint sein könnten, denn Matthäus ist eine Nebenform dieses Namens.
Als unstrittig kann jedoch die auffällige Erscheinung gelten. Dem Mühlhiasl wird nachgesagt, ein gar wildes Aussehen gehabt zu haben, weil er allein und zurückgezogen im Wald lebte. Das karge Auskommen, das man in dieser Region hat, wenn man nur aus dem Wald leben muss, führt auf jeden Fall zu Mangelerscheinungen. Die als Gesichte gedeuteten Visionen und Traumbilder, auf denen die Weissagungen fußen, sind in solch einem Zustand als durchaus normales Vorkommen zu bezeichnen.
Voraussagen
Die Sprüche, die ihm zugedacht und heut noch gerne zitiert werden, können als Traumgesichte verstanden, aber auch leicht als ehemalige Zukunftsvisionen angesehen werden. So sind Andeutungen, dass die Welt sich ändere, wenn Mann und Frau, Sommer und Winter nicht mehr zu unterscheiden sind, innerhalb der Traumdeutung als das Zeichen einer Übergangszeit innerhalb der persönlichen Entwicklung zu erkennen. Dass dies auch auf eine Familie, Region oder gar die ganze Welt bezogen werden kann, war damaligen Generationen durchaus bewusst. Die aufkommenden „Rabenköpf“ sollten sich Gerüchten zufolge auf Frisurenmode beziehen. Wahrscheinlicher scheint jedoch die Annahme, dass es ein Hinweis auf vermehrte Vulkanausbrüche mit großen Aschewolken sei, wollte man der Theorie der Zukunftsvisionen folgen. Als Traumbild würden sich hierin Ahnen zeigen, die richtungsweisende Zeichen für den ganz persönlichen Nutzen und weiteren Lebensweg geben. Selbst die Andeutung, der Wald würde kahl, die als Endzeitbild, besonders zu Ende des 20. Jahrhunderts, die Runde machte, zeigt dem Kenner der Traumbilder, dass das individuelle Unterbewusste hier einen bedrohlichen Mangel bewusst zu machen versucht.
Apoig oder Zwiesel
Insgesamt kann es durchaus möglich sein, dass es sich beim Mühlhiasl nur um eine erdachte Figur, ähnlich dem Rübezahl, handelt, an dem derlei Visionen für eine bessere Erzählung festgemacht werden. Ob die beiden Herren aus Rabenstein nur zufällig in dieses Bild passten oder tatsächlich existierten, mag schon eine Frage fast des Glaubens sein. Dem Fremdenverkehr ist es jedenfalls nicht abträglich und auch die Erzählungen zu langen Winterabenden, die in dieser Gegend noch gern gesponnen werden, nähren sich daraus hervorragend.
Hunderdorf mit dem Ortsteil Apoig bei Straubing, wo ja der Lang Matthäus sein Elternhaus hatte, kann die Geschichte ihres berühmten Sohnes jedenfalls touristisch gut nutzen. Die Regenbrücke zu Zwiesel, auf der der Mühlhiasl seinen Zeitgenossen „als Toter noch auskommen“ ist, als sein Sarg vom Leichenwagen in den Fluss rutschte, kann man auch heute noch überqueren. Dort soll man ihn auch heut noch sehen können, denn er soll den Wald nie verlassen haben.