Die Pyromantie beschreibt die Vorhersage der Zukunft aus dem Feuer. Angeborene Fähigkeiten benötigt man dazu nicht: Es genügt ein gewisses Grundwissen über die Pyromantie sowie etwas Erfahrung und Hilfe durch langjährige Seher. Gelesen wird dabei nicht nur aus den Flammen selbst, sondern manchmal auch aus der Asche und anderen Bestandteilen des Feuers.
Inhaltsverzeichnis
Variationen der Pyromantie
Pyromantie basiert in den meisten Fällen auf dem Bild, das die Flammen liefern. Gelesen wird dabei aus ihren Eigenschaften: Farbe, Form und Verhalten geben Aufschluss über eine Frage, die man ihnen stellen kann. Man kann dem Feuer aber auch ein Opfer darbringen und ihm auf diese Weise eine andere Möglichkeit geben, sich auszudrücken – und zwar durch die Asche des Opfers. Farbe und Verteilung können Aufschluss über eine Frage geben, die man wiederum vorher stellt. Häufig wird bei der Verbrennung eines Opfers auch auf den Rauch geachtet. Dieser kann die Farbe verändern oder sehr individuelle Formen entstehen lassen, aus denen der Seher etwas deuten kann.
Funktionsweise der Pyromantie
Der Mensch selbst kann nicht in die Zukunft sehen, sofern er nicht über angeborene Gaben verfügt, die ihm das ermöglichen. Doch es gibt mehr als nur den Menschen zwischen Himmel und Erde: spirituelle Wesen sind in jeder Religion bekannt, vor allem aber in den Naturreligionen. Da das Feuer schon immer als eines der vier Elemente galt, bedienten sich Naturreligionen seiner Kraft, um mit höheren Wesen in Kontakt treten und sie um einen Blick in die Zukunft zu bitten, denn diese können sie gewähren. Die Pyromantie liefert keine langfristige, allgemeine Zukunftsprognose, sondern bietet vielmehr die Antwort auf eine Frage über die Zukunft. Das Feuer dient dabei als Medium: Es bringt den Menschen und ein höheres Wesen miteinander in Kontakt, denn üblicherweise würde das nur passieren, wenn das höhere Wesen das wünscht. Der Mensch hingegen kann sich nur über Medien bemerkbar machen und nutzt in diesem Fall eines der vier Elemente als starke Verbindung in die andere Welt. Er kann ein Opfer als Dank für die Beantwortung seiner Frage darbringen, das höhere Wesen hingegen macht sich durch das Feuer verständlich.
Pyromantie in der Geschichte
Die Pyromantie kommt bei nahezu jedem naturreligiösen Volk vor, war aber auch bei denjenigen Völkern verbreitet, die Opfer darbrachten. In den Naturreligionen galt das Feuer als treibende Kraft der Erde und als starkes Portal hinüber in die andere Welt, in der höhere Wesen lebten und über das Schicksal entschieden oder zumindest erahnen lassen konnten, was es für einen Menschen oder das ganze Volk bereithielt. Die Hochkulturen der Griechen und Römer kannten die Pyromantie ebenfalls – noch lange vor dem Einzug der christlichen Religion. Zu diesen Zeiten war es ein gesellschaftliches Großereignis, den Göttern zu Festen ein Opfer darzubringen, das verbrannt wurde, um ihn zu erreichen. Aus den Flammen, dem Rauch und der Asche des verbrannten Opfers wurde gedeutet – das geschah beispielsweise vor wichtigen Schlachten, um deren Ausgang vorherzusehen und womöglich in letzter Minute vorsorgen zu können. Mit dem Einzug der christlichen Religion verlor die Pyromantie zunehmend an Bedeutung, da das Christentum keine Verbrennungsopfer mehr fordert und damit auch keine Möglichkeit bereithält, aus dem Feuer Botschaften anderer Wesen herauszulesen.