Das Ei ist der Inbegriff des werdenden Lebens, denn es umhüllt Vogelküken so lange, bis sie alt genug sind, um in der Welt zu bestehen. Deswegen haben sich Eier bereits im Altertum zu einer Möglichkeit entwickelt, die Zukunft zu befragen und Antworten auf Fragen rund um Themen wie Schwangerschaft und Geburt zu erhalten. Die Ovomantie beschreibt die Tätigkeit, aus einem Ei Erkenntnisse über die Zukunft zu gewinnen und bezieht sich meist auf die weibliche Fortpflanzung.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Ovomantie?
Bei der Ovomantie werden Eier auf verschiedene Art und Weise untersucht, um Erkenntnisse über die Zukunft zu gewinnen. Da sie ein weibliches, fruchtbares Symbol sind, eignet sich die Ovomantie vorrangig für Fragen rund um die Schwangerschaft und die Geburt eines Kindes. Im Altertum wurden Eier herangezogen, um Geschlecht und Anzahl von Kindern zu bestimmen und mögliche Komplikationen bei der Geburt vorherzusehen. Dieser Bestandteil der Ovomantie hat sich bis heute gehalten. Eier können aber auch für einen allgemeinen Blick in die Zukunft herangezogen werden, doch dabei müssen sie auf andere Art und Weise untersucht werden.
Ovomantie für Schwangere
Schwangere Frauen können mithilfe der Ovomantie bereits vor der Geburt Erkenntnisse über ihr Kind gewinnen. Der Brauch schreibt vor, das Ei zunächst über den Bauch der Schwangeren zu streichen, damit eine Verbindung zum Kind hergestellt werden kann. Danach schlägt die Schwangere das Ei in eine Pfanne und analysiert das Eigelb: Eines steht für ein Einzelkind, während zwei Eigelb für Zwillinge stehen und die Geburt zweier Kinder vorhersagen. Gefährlich wird es jedoch, wenn das Eigelb rot befleckt ist und kleine Blutspuren aufweist – das könnte auf eine Fehlgeburt hindeuten und die Mutter sollte darauf achten, diese nicht zu provozieren.
Ovomantie für Weissager
Um Weissagungen über die Zukunft zu treffen, benötigt man ein Glas mit kaltem Wasser, eine stabile Stecknadel und ein Ei. Das Ei wird mit der Nadel an einer Stelle vorsichtig durchstochen, damit 3 Eiweißtropfen in das Wasser gegeben werden können. Das Ergebnis der Ovomantie wird nicht dadurch beeinflusst, ob es nun tatsächlich 3 Tropfen oder ein Schuss werden; die Zahl 3 genießt lediglich einen gewissen mythischen Beigeschmack und galt vielen alten Hochkulturen als magische Zahl. Das Eiweiß verbleibt für die Dauer einer Stunde im Wasser; anschließend kann man Formen und Gestalten erkennen, die einen Blick in die Zukunft ermöglichen. Die Interpretation bleibt demjenigen überlassen, der die Ovomantie ausübt, denn nur er kann die individuelle Botschaft empfangen, die sich im Glas befindet und für ihn gedacht ist.
Herkunft und Geschichte der Ovomantie
Die genaue Herkunft der Ovomantie lässt sich heute nicht mehr genau klären. Fest steht jedoch, dass Eier bereits im Altertum von vielen Kulturen eingesetzt wurden, um in die Zukunft zu blicken. Die Ovomantie als Methode gehört zur Mantik: dies ist die Kunst, aus Formen, Gestalten und Bildern natürlicher Weissagungsmedien Erkenntnisse zu gewinnen, wobei theoretisch jedes natürliche Objekt verwendet werden kann. Vermutlich hielt sich die Ovomantie auch in den dunklen Zeitaltern des Mittelalters als Aberglaube, denn damals waren Fragen rund um die Geburt eines Kindes fast noch wichtiger als heute und die Methode selbst konnte schnell und einfach durchgeführt werden, ohne dass man der Zauberei verdächtigt wurde. Heute gilt die Ovomantie als eher unbekannte Form der Weissagung: sie wird kaum noch eingesetzt und wurde von anderen, allgemeineren Methoden in den Hintergrund gedrängt.