Die Vorhersage der Zukunft aus seinem Namen – nämlich indem die Buchstaben in Zahlenwerte übersetzt werden – nennt man Onomantie oder Onomatomantie. Auch diese Form der Vorhersage war in ihren Grundzügen bereits im antiken Griechenland bekannt. Erweitert wurde sie aber erst in der semitisch-arabischen Kultur.
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Historische Überlieferungen über die Onomantie
Das älteste schriftliche Zeugnis einer onomantischen Vorhersage ist aus dem 14. Jahrhundert überliefert. Man benutzte solche Weissagungen beispielsweise, um den Ausgang von Gottesurteilen vorab zu erfahren. Auch die Fechtbücher im Mittelalter enthielten solche Berechnungen. Man ging davon aus, dass Buchstaben des Alphabets jeweils einer Zahl zugeordnet werden konnten. Man konnte dann nach einem bestimmten Berechnungsschema eine weitere Zahl ermitteln. Es gab eine Tabelle, aus der man dann das Ergebnis der Berechnungen ablesen konnte. In Konkurrenz stand die Onomantie, zumindest im Mittelalter, mit weiteren ähnlichen Berechnungssystemen – beispielsweise der Literamantie oder der Grammatomantie. Beide bezogen sich nur auf sprachliche Gegebenheiten. Die Logarythmomantie bezog sich ebenfalls auf Zahlenwerte. Im 17. Jahrhundert übernahm es ein gewisser Hermann Rüdel, sämtliche auf Zahlen und Buchstaben bezogenen Wahrsageformen in einem Buch zusammenzufassen. Aus dem Mittelalter gibt es außerdem eine Überlieferung, dass man damals mittels der Onomantie versuchte, den Ausgang verschiedener Erkrankungen vorauszusagen. Dazu addierte man die Zahlenwerte aus dem Namen des Patienten mit dem, der diesen zum Heilkundigen gesendet hatte und den Tag der Woche, als dieser den Arzt erstmals aufgesucht hatte. Gerade Rechenergebnisse bedeuteten den Tod des Patienten, ungerade seine Heilung. Inwieweit diese Ergebnisse die Therapie beeinflusst haben, ist nicht überliefert worden.
Die Onomantie in heutiger Zeit
Heute kennt man den Begriff Onomantie auch in anderem Kontext. Er wird nämlich auch für die Entschlüsselung von (historischen) Ortsnamen verwendet. Doch die Wahrsagung durch Buchstabendeutung bzw. durch Umrechnung der Buchstaben in Zahlenwerte, ist auch im esoterischen Zeitalter nicht unbekannt. Besondere Aufmerksamkeit gilt jeweils dem Zahlenwert der Vokale und der Quersumme aller Buchstaben. Obwohl die Onomantie in ihrer beschriebenen Form heute nur selten angeboten wird, bedient man sich der Numerologie in anderer Gestalt häufig. Man beschäftigt sich beispielsweise mit den Zahlensystemen der Kabbala, um Aussagen über den Charakter eines Menschen oder sein Schicksal zu machen. Dank der Meldungen der Regenbogenpresse wissen wir, dass Popstar Madonna sich dem Kaballa-System verpflichtet fühlt. Zahlenmystik und Numerologie sind aber schon seit Jahrhunderten aus den verschiedensten Kulturkreisen bekannt. Bereits in der Bibel findet man Zahlenmystik, ansonsten vor Allem im babylonischen und ostasiatischen Kulturkreis. Vieles davon hat sich aber auch auf unsere Kulturkreise übertragen, ohne dass es uns auffällt. Amerikanische Verschwörungstheoretiker geben bestimmten Zahlen eine besondere Bedeutung. Ein dreizehntes Stockwerk wird man in den USA in keinem Gebäude ausgewiesen finden. Dasselbe gilt für die 13. Sitzreihe in einem Flugzeug oder für die Decksbezeichnungen auf großen Kreuzfahrtschiffen. Krankenhäuser haben kein Zimmer Nummer 13, die Formel eins wird niemals die Nummer dreizehn als Startnummer vergeben.
Die Sicht der Wissenschaft
Dass die mantische Kunst von den Buchstaben und Zahlen in der Wissenschaft als spekulativ gilt, kann man sich denken. Man wirft den Berechnungen vor, nicht zuverlässig zu sein und in beliebige Richtungen interpretiert werden zu können. Das kann man leicht nachvollziehen: wenn das Ergebnis zweier Berechnungen 57 wäre, die Fragestellung aber jeweils eine vollkommen andere – wie löst man dann das Problem der Interpretation mit Hilfe einer Tabelle? Den Vorwurf der Pseudowissenschaftlichkeit lassen die Anwender nicht stehen. Sie berechnen nach eigenem Gefühl alle Voraussagen nach wissenschaftlichen Prinzipien.