Unter dem Begriff Oneiromantie, der aus dem Griechischen stammt, versteht man die Traumdeutung zu Wahrsagezwecken. Träume waren für Menschen aller Zeiten rätselhaft. Man versuchte, ihre Bedeutung zu enträtseln. Bald war es Gang und Gäbe, sie als Prophezeiungen anzusehen. Berühmte Klassiker wie Platon und Aristoteles befassten sich mit Traumdeutungen und versuchten, daraus Weissagungen zu entwickeln. Aristoteles hinterließ eine Schrift über die weissagenden Träume. Der berühmte Cicero veröffentlichte seine Schrift „De Divinatione“ und auch Artemidoros befasste sich intensiv mit Traumdeutung.
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Historische Traumdeutung
Bedeutungsvolle Träume waren bereits in der Bibel geschildert worden. Gott bediente sich mehrfach des Traumes, um seine Wünsche zu offenbaren. Er gab Menschen die Gabe, diese Träume zu deuten. In Bezug auf die Oneiromantie könnte das bedeuten, dass Joseph einer ihrer frühesten Vertreter war. Im Alten Testament wird beschrieben, wie er einen Traum des Pharao deutet und so dessen Zukunft vorhersagen kann. Bekannt ist auch, dass ein Traum Nebukadnezars in der Deutung ergab, dass sein Reich untergehen würde. In den folgenden Jahrhunderten sahen auch andere Kulturen Träume als bedeutungsvoll an und versuchten, ihren Sinn zu entschlüsseln. Oft wurde Traumgeschehen als göttlicher Fingerzeig verstanden. Die divinatorische Interpretation wurde entsprechend wichtig. Das gab den Interpreten von Träumen entsprechende Macht. Die mantische Praxis der Traumauslegung geschah nach bestimmten Regeln. Der Niedergang der manischen Traumliteratur war dennoch unaufhaltsam, weil man die Interpretationen als nicht wissenschaftlich ansah. Die Ägyptischen Traumbücher, die im 18. und 19. Jahrhundert entstanden, wurden bereits als vulgäre Deutungen angesehen. Später erfuhren sie allerdings durch die tiefenpsychologische Deutung von Träumen und modernen Ansätzen der Traumforschung eine gewisse Rehabilitation.
Oneiromantie in der Esoterik
Der Psychologe C. G. Jung wurde mit seinen Gedanken über die Traumdeutung berühmt. Seiner Ansicht nach repräsentierten Träume so genannte spirituelle Archetypen, die aus einem „kollektiven Unbewußten“ aufstiegen. Nachdem er seine Gedanken zur Traumdeutung veröffentlicht hatte, befassten sich deutlich mehr Instanzen mit der Sprache der Träume, die Freud recht einseitig interpretiert hatte. Man unterschied eine spirituelle Traumdeutung von einer psychologischen. Die esoterische Traumdeutung könnte sich durchaus der Erkenntnisse der Psychologie bedienen, tut dies anscheinend aber eher selten. Dabei bedienen sich die Psychologen mancher Deutungstechnik, die eher dem esoterischen Bereich zuzuordnen ist. Da luzide Träume, die Begegnung mit Verstorbenen im Traum und prophetische Träume eindeutig dem Bereich der Esoterik angehören, bewegen sich die Psychologen immer in beiden Gebieten. Die Esoterik interpretiert dies als Wanderung der Seele im Schlaf. Inwieweit die Auslegungen der esoterischen Traumdeuter seriös und nachvollziehbar sind, ist von Person zu Person verschieden. In der esoterischen Szene treiben sich genug Scharlatane und so genannte Hellseher herum, die Schindluder damit treiben, um an das Geld nichts ahnender Kunden zu kommen. Dennoch ist die Existenz luzider Träume unbestritten. Manche Vertreter der Psychologie betrachten Träume allerdings als zufällige Entladungen von Spannungen in Nervenzellen im Hirn. Dem steht gegenüber, dass unter den Esoterikern wissenschaftliche Erkenntnisse zum Teil abgelehnt werden. Die Ratio ist hier kein wichtiges Kriterium der Traumauslegung. Schaut man sich esoterische Traumdeuter im Internet an, bekommt man einen Eindruck vom esoterischen Hokuspokus, der betrieben wird. Oftmals erscheint mehr optisches Brimborium als echter Bedeutungsinhalt geliefert zu werden. Am Beispiel eines Reinkarnationstraumes würde die Psychologie möglicherweise mehrere Doppelblindstudien anstrengen, um dem Phänomen auf die Spur zu kommen. Ein Esoteriker würde sich vielleicht tatsächlich für eine Inkarnation von Kleopatra halten. Die Realität von Träumen, die mit Reinkarnation zu tun haben, wird also von beiden verschieden interpretiert.