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Wissenswerte Informationen über die Leberschau
Aus Eingeweiden tierischen oder menschlichen Ursprungs konnten im Rahmen spezieller Rituale und Traditionen seit vielen Jahrtausenden bestimmte Schlussfolgerungen und Weissagungen getroffen werden.
Die Leber galt bereits in der Antike als zentrales Organ,welchem nicht nur eine bedeutende gesundheitliche, sondern ebenfalls spirituelle Funktion zugesprochen wurde. Aus diesem Grund besaß die sogenannte Leberschau eine faszinierende Relevanz im Rahmen der sogenannten Omenkunde und beim Orakeln. Diese Methodik war schon in der Mitte des 3. Jahrtausends vor Christus bekannt und galt zunächst als göttliche Kunst. In diesem Zusammenhang wurde die Leber als Organ dargestellt, in der übernatürliche Mächte ansässig sind. Aufgrund der eigentümlichen anatomischen Beschaffenheit der Leber, insbesondere in Bezug auf deren Form, wurde die Leber mit dem Himmel und der Erde verglichen.
Die Leberschau gehört jedoch nicht nur der Vergangenheit an. Auch in der gegenwärtigen Zeit ist die Leberschau eine Methode, die in der Esoterik und im Glauben verschiedener Völker noch eine wichtige Position besitzt. Die Leberschau galt überwiegend unter den Etruskern, Hethitern und Babyloniern als eine Form der Divination.
Zusammenhänge der Leberschau
Bei der Beschauung der Leber kam es hauptsächlich auf die Begutachtung der einzelnen Leberzonen und der Gestalt der Lebersegmente an. Grundsätzlich werden bei der Leberschau beide Seiten besehen. Die Beschau der rechten Leberseite ergab Rückschlüsse auf die Lebensverhältnisse des Opfertiers, die linke Seite ermöglichte Aussagen über die als fremde Verhältnisse bezeichneten Aspekte.
Neben den anatomisch vorgegebenen Zonen der Leber wurden zusätzliche Gebiete avisiert, die mit speziellen Bezeichnungen versehen wurden. Neben Namen wie Ohr, Hoden und Finger galten insbesondere örtliche Gegebenheiten als typisch. Wurden in der Struktur der Leber bei der Leberschau löcherige Vertiefungen gefunden, dann konnten daraus spezielle Vorhersagen abgeleitet werden. Letztgenannte Auffälligkeiten sollten mahnen, einen vorsichtig und auf der Hut zu sein.
Bei den Etruskern und den Christen galt die Leberschau beim Opferschaf als grundsätzliche Maßnahme, um spirituell und orakelnd tätig zu werden. Bei den Etruskern wurde im Gegensatz zu den Griechen den einzelnen Regionen der Leber verschiedene Götter zugeteilt. Die größte Aufmerksamkeit bei der Leberschau erhielten deren farbliche Beschaffenheit, die Form sowie symmetrische Gleichheiten der Leber. Darüber hinaus beurteilten die Etrusker bei der Leberschau gleichsam spezielle Häutchen der Leber, abnormale oder auffällige anatomische Erscheinungen sowie die Konsistenz und den Umfang der Leber.
Im Zusammenhang mit der Erstellung von Orakeln und prophetischer Vorhersagen gehört die Leber als körperliches Zentrum, ohne welches ein menschliches Denken und Fühlen nicht möglich ist, zum bevorzugten Organ. Aufgrund der Tatsache, dass die Leber so außergewöhnlich groß ist und enorm unterschiedlich ausgeprägte Funktionsbereiche besitzt, wurde diese ausgewählt. Ein Begutachten im Rahmen einer Leberschau war jedoch nur richtungsweisend, wenn die Leber in ihrer Gänze erhalten war. Aus diesem Grund konnte das Organ vor dem Orakel nicht zerlegt werden. Besonders interessant waren Abnormitäten und Unregelmäßigkeiten der Leber für das Orakel.
Haruspex
Als Haruspex wurde ein Mitglied eines im alten Rom tätigen Priesterkollegiums bezeichnet, der in der Lage war, die Eingeweide dargebrachter Opfertiere zu begutachten und spezielle Voraussagen vorzunehmen. Die Vorhersagen waren vorwiegend darauf gerichtet, inwieweit geplante Geschehnisse von den Göttern gut oder schlecht geheißen wurden. Diese Variante besaß eine enorme Bedeutung, wenn es darum ging, Schlachten oder Feldzüge zu planen und Vorstöße zu wagen.
Wenn der Haruspiz oder der Haruspex eine Deutung oder eine Weissagung aussprach, musste diese zuvor vom römischen Senat abgesegnet werden.
Hieromantie
Ein enge Beziehung zur Leberschau hat die Hieromantie, die den eigentlichen Ursprung der Heparskopie darstellt. Im Rahmen der Hieromantie wurden Weissagungen und zukunftsweisende Vorhersagen getroffen, die durch eine gezielte Beurteilung von Eingeweiden ausgesuchter Opfertiere interpretiert wurden.