Die Energien der Erde, des Kosmos über ihr und des Menschen, der auf ihr lebt, sind Thema der Geomantie. Es geht darum, möglichst im Einklang mit allem zu leben und sich nach bestimmten Energien auszurichten. Den Menschen früher war das wichtiger als den modernen Menschen. Sie folgten als Nomaden dem „Geist der Erde“ und errichteten später, nach ihrer Sesshaftwerdung an besonderen Plätzen Klöster oder Kirchen, Schlösser und Burgen. Pilgerstätten und so genannte Kraftorte entstanden an Plätzen, wo man diese Energien besonders spürte.
Inhaltsverzeichnis
Die Entwicklung der Geomantie
Mit der Sesshaftwerdung des Menschen änderte sich vieles. Man bemühte sich, jedem neu entstehenden Ort ein geistiges Zentrum zu geben, das ihn weihte. In manchen Orten ging es um nicht weniger, als ein symbolisches Abbild des Kosmos zu schaffen. Und so entstanden die ersten Grundlagen der Geomantie. Sie erstreckte sich über materielle, ökologische, seelische, physische und gestalterische Aspekte sowie die menschliche und spirituelle Ebene. Es ging durch all diese Aspekte um Ganzheitlichkeit, um ein harmonisches Miteinander der Menschen und Erdseelen, der Erde und des Kosmos. In der Esoterik hat sich das alte Wissen der Geomantie zum Teil als Hellsehen mit Bezug zur Erde entwickelt. Vieles vom ursprünglichen Wissen ist aber verloren gegangen und erscheint heute als rätselhaft. Schon zur Renaissancezeit war die Geomantie als Methode der Wahrsagung beliebt. Es entwickelten sich verschiedene Methoden der Voraussage, die zum Teil hochkomplex waren. Die einen befragen Samen, die in verschiedenen Konstellationen ausgelegt werden, die anderen zeichnen Raster und Symbole auf die Erde. Das jeweilige Verständnis der Geomantie war eng mit der Kultur verbunden, in der sie ausgeübt wurde. Die arabische Form der Geomantie verbreitete sich schnell bis nach Afrika oder Europa. Die meisten Geomantie-Formen sind heute vergessen, wenn man einmal vom asiatischen Feng Shui und der esoterischen Geomantielinie in Europa absieht.
Moderne Geomantie in Europa
Was man heute in Europa unter Geomantie versteht, ist eine esoterische Lehre, in der es um Harmonie mit dem Universum geht. Durch das Wahrnehmen, Beschreiben und Aussuchen bestimmter Plätze, ihre spezifische Gestaltung und ihr Zusammenwirken mit anderen Plätzen soll eine harmonische Ganzheitlichkeit entstehen. Angewendet wird dieses Wissen heute beispielsweise von Baubiologen, Geomantie-Instituten oder Landschaftsplanern, ähnlich wie das asiatische Feng Shui. Man unterteilt den ganzen Erdball in verschiedene Gitternetzlinien, denen besondere Energien zugesprochen werden. Wissenschaftlich sind diese Energien nicht nachweisbar. Trotzdem spürt wohl jeder, dass an den so genannten Kraftorten besondere Kräfte walten. Unsere Beziehung zur Erde und dem Universum ist längst eine Pragmatische. Das Gefühl für besondere Schwingungen ist uns weitgehend verloren gegangen. Da ist die Rede von sogenannten Erd-Meridianen, die an ihren Schnittpunkten besondere Energien aufweisen, schlecht nachvollziehbar. Zugleich glauben wir aber, dass in unserem Körper Meridiane verlaufen, die der Akupunktur als Leitlinien dienen. In Deutschland wurde die Geomantie unter den Nazis gebrandmarkt und geriet anschließend weitgehend in Vergessenheit. Trotzdem befassen sich heute wieder zahlreiche Institute und Einzelpersonen mit intensiven Standortanalysen und Berechnungen für neue Bauten und mit der „Seele“ eines Hauses. Oftmals wird die Radiästhesie zu Hilfe genommen, um Wasseradern, Erdstrahlung und andere Störfaktoren aufzuspüren. Die ökologischen Aspekte der Geomantie können im Naturschutz Anwendung finden. Heilende und heilige Orte können Thema der Beschäftigung mit Geomantie sein. Doch eigentlich muss man sagen, dass es überhaupt kein einheitliches Konzept für die Geomantie gibt. Die Wechselbeziehungen zwischen Mensch, Kosmos und Erde sind zu vielfältig, um sie in einen engen Rahmen zu pressen.