Vögel sind freie Lebewesen, die sich unabhängig vom Menschen bewegen und sich selbst in Gefangenschaft nicht allzu stark am Menschen orientieren. Das macht sie für die Mantik bekannt, ein Teilgebiet der Esoterik, das sich mit Bildern und Darstellungen befasst. Bei der Alectryomantie handelt es sich um die Kunst, Vögel und ihr Verhalten zu Nutzen, um Erkenntnisse über die Zukunft zu gewinnen.
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Geschichte und Herkunft der Alectryomantie
Die Alectryomantie stammt vermutlich aus Afrika, da sie auch heute noch von einigen traditionsbewussten Stämmen praktiziert wird. Bekannt war sie aber auch im antiken Griechenland oder im Römischen Reich. Das antike Griechenland orientierte sich noch stark an den afrikanischen Methoden, die beispielsweise in Ägypten noch weit verbreitet waren und daher eine Verbindung mit Griechenland hatten. In Rom dagegen kannte man vor Allem die Vogelschau, die dem Lateinschüler als „auspicia“ bekannt sind. Bei den auspicia handelte es sich um die Beobachtung der Natur und ihrer Phänomene, also auch des Vogelflugs und des Verhaltens freilegender Vögel. Vor wichtigen Schlachten oder entscheidenden Fragen in der römischen Politik wurden die römischen Auguren häufig dazu angewiesen, eine solche Vogelschau durchzuführen. Die Alectryomantie taucht sogar häufiger in der antiken Literatur auf und hat sich bis in heutige Literaturepochen hinein gehalten.
Funktionsweise der Alectryomantie
Die afrikanische Alectryomantie benötigt einen schwarzen Hahn für die Deutung, andere Methoden setzt sie nicht ein. Eine Möglichkeit besteht darin, Getreidekörner auf den Boden zu streuen und das Bild zu deuten, das sich aus den übrig gelassenen Körnern ergibt, wenn der Hahn satt ist. Eine Alternativmethode wiederum arbeitet mit Buchstaben und kommt in den moderneren Kulturen vor: Dabei wird auf jeden Buchstaben ein Getreidekorn gelegt und man beobachtet, welches Korn oder welche Körner der Vogel nimmt. Er wählt auf diese Weise einen oder mehrere Buchstaben und man kann daraus Schlüsse ziehen. Möchte man sich eher der römischen oder griechischen Form der Alectryomantie annähern, braucht man keinen Hahn, sondern die Vögel in freier Wildbahn: Diese sind es, deren Verhalten beobachtet wird. Abweichendes, auffälliges Verhalten waren früher die Anzeichen für die antiken Hochkulturen, dass die Götter zornig waren und als Zeichen dafür die Natur aus ihrem Gleichgewicht brachten.
Verbreitung der Alectryomantie
Die Alectryomantie in ihrer ursprünglichen Form war eine Art der Deutung, die es nur in Afrika sowie in Griechenland gab. Es handelte sich dabei um eine direkte Arbeit mit einem Vogel, meist mit einem schwarzen Hahn. Das Tier wurde dazu eingesetzt, klar interpretierbare Botschaften zum gewünschten Zeitpunkt aufzuzeigen. Die weiterentwickelten Formen der Alectryomantie, die nicht mehr zu ihr im engeren Sinne gehören, befassen sich hingegen mit dem Verhalten wild lebender Vögel und sind deswegen höchstens noch mit der klassischen Alectryomantie verwandt. Sie kommen dafür jedoch in fast allen alten Hochkulturen und Naturreligionen vor, teilweise haben sie auch heute noch Bedeutung für die Nachfahren solcher Kulturverbände. Die Alectryomantie gehört heute zu einer Form der Deutung und Weissagung, die in Vergessenheit geraten ist. Das liegt darin begründet, dass sie rasch vom Christentum verdrängt wurde und bei denjenigen Völkern bekannt war, die das Christentum umso inniger lieben sollten als ihre ursprüngliche, heidnische Religion. Im Mittelalter hielt sie sich höchstens als Aberglaube, denn eine Alectryomantie konnte von jedem Menschen schnell und unauffällig im eigenen Hinterhof durchgeführt werden, ohne dass es jemandem auffiel.